Dorfkirche Glindow: Friedensplatz 3 (Dr.-Külz-Straße 26), 14542 Werder (Havel) OT Glindow Gottesdienst Sonntags 09:00 Uhr
Gemeindepfarrhaus Glindow: Glindower Dorfstraße 45, 14542 Werder (Havel) OT Glindow
Pressetext zur neuen Orgel (Stadt Werder/Havel): "Nach der erfolgreichen Restaurierung ist am Donnerstag, 17.6.2021, die Gesell-Orgel in der Glindower Kirche eingeweiht worden. Werders Bürgermeisterin Manuela Saß und der Glindower Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm haben an der Einweihungsfeier, zu der Pfarrer Nikolai Jünger eingeladen hatte, teilgenommen. Rund 58.000 Euro hat die Instandsetzung gekostet. Der Glindower Ortsbeirat beteiligte sich mit 5.000 Euro an dem Projekt, das neben der Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Stiftung Orgelklang, der Stiftung Maßwerk und Stiftung Kirche im Dorf vor allem durch 150 Einzelspenden möglich geworden war."
Zur Geschichte der Kirche Glindow
Im Ersten Weltkrieg waren die Prospektpfeifen der Glindower Orgel zu Kriegszwecken ausgebaut worden. In den 1970er-Jahren wurde eine notdürftige Reparatur durchgeführt. „Seit Beginn der 2000er war das Instrument in einem beklagenswerten Zustand und am Ende überhaupt nicht mehr spielbar“, sagte Pfarrer Jünger. Die Restaurierung wurde durch die Firma Alexander Schuke Orgelbau aus Werder (Havel) vorgenommen.
Im Jahr 2020 wurde die Orgel von der Stiftung Orgelklang zur deutschen „Orgel des Monats September 2020“ gewählt. Im Jahr der Orgel 2021 ist eine Sonderkonzertreihe vorgesehen: Jeden Sonntag im August jeweils um 17 Uhr spielen Organisten aus der Region auf der restaurierten Orgel.
Die Gestaltung des Orgelprospekts entspricht dem neogotischen Stil des Kircheninneren und wurde wie die ganze Kirche vom berühmten Hofarchitekten Ernst August Stüler gestaltet. Das 1853 gefertigte Instrument gehörte zu den ersten in dieser Bauweise und wurde damit ein Prototyp für eine ganze Generation von Orgeln in der Kaiserzeit.
Urkundlich genannt wird der Glindower See 1317, als ihn Markgraf Waldemar zusammen mit einigen Orten an das Kloster Lehnin übergibt. Das Dorf Glindow wird 1452 ebenfalls dorthin verkauft. Die Mönche nutzen die reichen Tonvorkommen zur Ziegelherstellung. Ziegelerde wird seit 1462 nach Brandenburg und seit 1508 an die Stadt Spandau geliefert. Bis ins 20 Jahrhundert bleiben die Glindower Ziegelein, von denen die letzte wieder in Betrieb genommen wurde, Hauptlieferant für die wachsende Stadt Berlin. Zunächst wird Glindow vom Kloster Lehnin, seit der Einführung der Reformation (1539) von Werder aus kirchlich betreut. Seit 1872 ist der Ort eine selbstständige Parochie. Das mittelalterliche Gotteshaus verfüllt im Dreißigjährigen Krieg und wird später aus Feldsteinen neu errichtet. Das Gotteshaus wurde von der Gemeinde am 08. November 1853 in einem Festgottesdienst eingeweiht. Beide Weltkriege richteten keinen Schaden an. Nach den Entwürfen von Winfried Wendland erfolgt 1963 eine Renovierung des Innenraums. Dabei wird der Altarraum verändert. Der Altartisch steht nun frei. Ihn schmücken ein Kruzifix und ein Leuchterpaar aus der Erbaungszeit der Kirche. Im Jahre 1964 konnte eine zweite Glocke gekauft werden. Seitdem klingt das Geläut der zwei Glocken vom steilen Turm der Glindower Kirche weithin ins Havelland.
(Nach einem Text von A. Kitschke in: "Kirchen in Potsdam")
Das Dorf Glindow wird 1452 an die Mönche des Klosters Lehnin verkauft. Zunächst wird Glindow von dort, seit der Einführung der Reformation (1539) von Werder aus betreut. Das mittelalterliche Gotteshaus verfällt im Dreißigjährigen Krieg und wird später aus Feldsteinen neu errichtet. Die beiden Glocken im Fachwerkturm kamen aus Lehnin. Auch diese Kirche wird baufällig, so daß das Läuten 1843 eingestellt und der Turm abgetragen werden muß. Man erricht einen hölzernen Glockenstuhl neben der Kirche. Obwohl der Entwurf für einen Neubau von Christian Heinrich Ziller vorliegt, wird August Stüler mit der Ausarbeitung eines neuen Vorschlages beauftragt, der 1852/1855 unter der Leitung Zillers ausgeführt wird. Es entsteht ein neugotischer Langhausbau aus Joachimsthaler Backstein, dessen Ostwand mit einem Staffelgiebel grade abschließt. Die aus Feldsteinen errichteten Umfassungsmauern der alten Kirche werden einbezogen. Im Westen steht der 40 m hohe Glockenturm.
Der Innenraum ist mit einer Holzbalkendecke abgeschlossen, deren Schalbretter im Fischgrätenmuster angeordnet sind. Im Gegensatz zu anderen Kirchenbauten dieser Zeit gibt es hier keinen Chor. Der von einem neugotischen Holzpaneel umgebene Altarraum wird durch den graden Abschluß der schmalen Seitenempore gebildet. Der Kanzelaltar und die Taufe sind aus Holz gefertigt. Die westliche Empore ist ungewöhnlich tief. Die darauf stehende Orgel von Karl Ludwig Gesell hat einen einfachen neugotischen Prospekt. Das Gotteshaus wird von der Gemeinde am 8.11.1855 eingeweiht. Die beiden Lehniner Glocken hängen zunächst in einem tiefergelegenen Turmraum. Die größere zerspringt 1871 und wird umgegoßen, nachdem man auch die Anschaffung eines Bochumer Gußstahlgeläutes erwogen hatte. Während des Einbaues einer Turmuhr wird 1896 ein neuer Glockenstuhl im darüberliegenden Geschoß errichtet. Das kleine Orgelwerk von Carl Ludwig Gesell ist 1884/1885 durch ein Instrument ersetzt worden, das 7 Manuale- und ein Pedalregister besitzt. Der Plauer Orgelbaumeister Wolfgang Nußbücker führt 1973 eine grundlegende Überholung aus, wobei er 3 Register durch neue ersetzt. Die beiden Weltkriege richteten keinen Schaden an. Eine Renovierung des Innenraumes erfolgt 1963 nach Entwürfen von Winfried Wendland. Dabei wird der Altarraum verändert. Die Stellung der Kanzel hinter der Altar erschwerte den Kontakt zwischen Prediger und Hörer. Deshalb erhält sie einen näher gelegten Platz an der nördlichen Wand. Der Altartisch steht nun frei. Ihn schmücken ein Kruzifix und ein Leuchterpaar aus der Erbauungszeit der Kirche. Vor der Südwand befindet sich noch ein logenartiger "Pfarrstuhl", dessen Gegenstück entfernt wurde. Den Abschluß der Arbeiten bildete der Kauf einer Glocke im Jahre 1964. Seitdem erklingen wieder 2 Glocken vom steilen Turm weit ins Havelland.
aus "Kirchen in Potsdam" von Andreas Kitschke
Hier nährten früh und spat den Brand
Die Knechte mit geschäft'ger Hand;
Der Funke sprüht, die Bälge blasen,
Als gält es, Felsen zu verglasen.
Schiller