Wer die Glindower Alpen noch aus den 1950er Jahren kennt, der wird sich daran erinnern, wie die Hochfläche beim Belvedere während der Sommermonate von einem Blütenteppich aus rot blühenden Kartäuser-Nelken geschmückt wurde. Die Kartäuser-Nelke ist eine typische Art der Trockenrasen, welche früher sehr häufig in Brandenburg anzutreffen war. Der Lebensraum "Trockenrasen" zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren aus. Entwickelt hat sich dieser Lebensraum historisch auf nährstoffarmen Standorten, welche für den Ackerbau ungeeignet waren und daher häufig als Weide genutzt wurden.
In den Glindower Alpen sind diese Standorte stark durch den Tonabbau im 15. Jahrhundert geprägt. Um an die Tonvorkommen zu gelangen, wurde die oberste Sandschicht bis zu elf Meter tief abgetragen und umgelagert. So entstand im Laufe der Jahrhunderte die heute typische Rippenform des Geländes mit vielen Schluchten, steilen Hängen und kleinen Anhöhen.
Ihre größte Ausdehnung erreichten die Trockenrasen in Brandenburg etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts, bevor die Schafhaltung in Brandenburg durch die günstigen Wollimporte aus Neuseeland allmählich eingebrochen ist. Infolge der Intensivierung der Landwirtschaft und Aufforstungen vieler Trockenrasen-Standorte in den 1970er Jahren setzte ein stetiger Rückgang der Trockenrasen-Arten ein, sodass viele der einst typischen Trockenrasen-Arten heute nur noch selten anzutreffen sind.
Auch die Glindower Alpen wurden Mitte des 20. Jahrhunderts aufgeforstet. Trotzdem konnten sich reliktartige Trockenrasen-Vorkommen bis heute halten. Vor allem an Wegrändern und auf Lichtungen, also dort, wo Licht an den Boden gelangt, sind noch Exemplare der Kartäuser-Nelke, des Ohrlöffel-Leimkrauts und des Berg-Haarstrangs zu finden.
Bunter Blühaspekt auf der Hochfläche der Glindower Alpen. Zu sehen sind unter anderem Kartäuser-Nelke (pink) und Gewöhnliche Grasnelke (rosa).
Blüte der Kartäuser-Nelke
Im Rahmen des Naturschutzprojektes "LIFE Trockenrasen" der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg wurde im Februar 2023 ein Teil der mit Kiefern bestockten Hochfläche wieder frei gestellt, um Licht und Platz für diese Trockenrasen-Arten zu schaffen. Tatsächlich haben sich die Arten seitdem schon ausgebreitet, wie die ein oder andere Person vielleicht bereits beobachtet hat. Um diesen Prozess weiter zu unterstützen, soll Anfang 2024 der humose Oberboden abgetragen werden. So kommt der ursprüngliche nährstoffarme Sandboden wieder zum Vorschein, auf dem die Trockenrasenpflanzen besonders gut keimen. Im Frühjahr soll zudem in Kooperation mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam gebietsheimisches Saatgut ausgebracht werden. So wird sich die Hochfläche der Glindower Alpen hoffentlich schnell wieder in einen buntblühenden Blumenteppich verwandeln und viele Schmetterlinge und Bienen anlocken!
Weiterhin plant die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg, zwei weitere Kiefernbestände zu lichten Laubholzwäldern mit einer blütenreichen Krautschicht zu entwickeln. Dazu werden Anfang 2024 Kiefern aus dem Bestand entnommen. Höhlenbäume werden dabei bewusst im Bestand belassen.
Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg
EU LIFE-Natur-Projekte
Heinrich-Mann-Allee 18/19, 14473 Potsdam
Tel.: (0331) 971 64 883
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Webseite -> www.life-trockenrasen.de