Der Heimatverein Glindow schläft nie und so wird in der Winterpause bereits die neue Ausstellung konzipiert. Die kommende Museumssaison möchte sich dem heimischen Obst- und Gartenbau widmen.
Der Apfel soll die älteste kultivierte Obstart sein, bereits 6000 Jahre v. Chr. Und auch im hiesigen Obstbau spielt er heute noch eine große Rolle. Im Laufe des 18. Jahrhunderts etablierte sich in Werder und Glindow der Obstbau. Er fing nicht mit dem Apfel an. Es war die Kirsche.
Kirschen aus Glindow, Foto: Stefanie Haufe
Boden und Klima waren für den Anbau von Kirschen besonders geeignet. Durch das Erproben neuer Arbeits- und Anbaumethoden wurden die Ostbauern zu Züchtern von Obst und nannten sich so: Obstzüchter. Einigen Züchtern gelang es, Sorten zu züchten, die heute immer noch nachgefragt sind und neben Neuentwicklungen bestehen. Sie haben einen festen Platz in der Bundessortenliste und tragen die Namen der Kirschpioniere weiter oder verweisen auf die Region: Kassins Frühe, Werdersche Frühe, Werdersche Braune, Knauffs Schwarze, Schmahlfelds Schwarze, Werdersche Glaskirsche…
Obst und Gemüse aus Werder und Glindow war für seine Qualität und Frische bekannt und beliebt. Um mit der zunehmenden Konkurrenz mitzuhalten, war man gezwungen, sich zu organisieren, um mit einheitlicher Werbung, verbesserten Anbaumethoden und gründlicher Aus- und Weiterbildung alle Potenziale zu bündeln. Mit dieser Zielsetzung wurde 1878 der Obstbau-Verein Werder (Havel) gegründet. Die Geschichte hin zum heutigen „Werderscher Obst- und Gartenbauverein seit 1878 e.V.“ wird ebenfalls in der Ausstellung nachgezeichnet.
Brigitte Wilhelm hat Gespräche geführt, sich durch Protokollbücher, historische Quellen sowie Literatur gearbeitet und die spannende Entwicklung des ansässigen Obstbaus für die Ausstellung aufbereitet. Diese Nachforschungen möchte der Heimatverein auf den eigens dafür gestalteten Tafeln präsentieren. Marion Knaebel und Edelgard Baatz stellen Apfel- und Kirschsorten vor und haben die Vorteile des regionalen Anbaus herausgearbeitet.
Die kommende Ausstellung soll zeigen, wie ein Berufstand unsere Region prägte. Der Obstbau gehört traditionell zu Glindow und hat nach wie vor eine große Bedeutung. Das gilt sowohl für den Obstanbau als auch für den Erlebnistourismus im Werderschen Obstanbaugebiet. Obst aus der Region ist bei vielen Kunden beliebt. Man kann natürlich im Supermarkt hübsch aussehende Äpfel mit klangvollen Namen kaufen, die eine weite Reise um den halben Erdball hinter sich haben. Aber schmecken sie deshalb besser als die Äpfel von unseren Obstbauern? „Ich kaufe mein Obst und Gemüse gern auf den Obsthöfen vor Ort. Obst, das ausgereift geerntet wurde und somit seinen vollen Geschmack entfalten konnte. Wir können stolz sein auf unseren Obst- und Gemüsebau! Die Arbeit der existierenden Obsthöfe kann gar nicht genug wertgeschätzt werden und ich hoffe, sie werden uns auch noch in der Zukunft mit köstlichem, gesundem Obst und Gemüse versorgen.“, sagt Stefanie Haufe.
Zur Ausstellung wird es auch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geben wie z. B. eine Kirschenausstellung, eine Apfelverkostung oder einen Obstkuchenwettbewerb. Es wird darüber hinaus u. a. einen Streifzug durch blühende Plantagen geben, Obstbauern berichten aus ihrem spannenden Beruf, von der Sortenauswahl, der Bodenbearbeitung, von Pflanzenschutz, Ernte, Sortierung und Lagerung. Zudem wird es passend zur jeweiligen Saison Rezepte geben zu hausgemachten Obstweinen, Marmeladen und Säften aus unserem Glindower Obst und Gemüse. Es lohnt sich also, die ganze Saison über immer mal wieder im Heimatmuseum vorbeizuschauen.
Alle Veranstaltungen und Termine unter: www.glindow.de/index.php/veranstaltungen
Aufgelassene Plantage, Foto: Brigitte Wilhelm