Wie steht es um die Altstadt von Werder (Havel)? Wurden alle Ziele erreicht, seitdem die Altstadt 1993 zum Sanierungsgebiet erklärt worden ist? Und wie geht es mit dem Erhalt der historischen City weiter, wenn die Sanierungssatzung zum Ende diesen Jahres aufgehoben wird? Um solche Fragen ging es, als die Bewertungskommission der Arbeitsgemeinschaft "Städte mit historischen Stadtkernen im Land Brandenburg" am 7. Oktober Werder besucht hat. Die Stadt ist seit 1996 Mitglied der AG.
Die Bewertungskommission wird vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg berufen. Unter dem Vorsitz von Prof. Thomas Drachenberg vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Archäologischen Landesmuseum bereist sie abwechselnd die Mitgliedsstädte mit dem Ziel, den aktuellen Sanierungsstand zu begutachten und zur Entwicklung der jeweiligen Stadtkerne zu diskutieren. Die Empfehlungen dieses fachlich hochkarätig besetzten Gremiums haben für die Mitgliedsstädte große Bedeutung.
Bei einem Rundgang mit Bürgermeisterin Manuela Saß, Fachleuten der Stadtverwaltung, Vertretern des Sanierungsträgers Potsdam und der Stadtpolitik sowie Werders Ehrenbürgern Werner Große und Dr. Baldur Martin wurde den Gästen am Donnerstag an einigen Beispielen dargestellt, wie sich die Werderaner Altstadt herausgeputzt hat: mit Hilfe der Städtebaufördermittel, dem Einsatz der Stadt und vor allem von Privatleuten und Unternehmern. Viele der 1993 formulierten Sanierungsziele wie beispielsweise der Erhalt der historischen Bausubstanz, die Sicherung von Arbeitsplätzten, die Verbesserung der Infrastruktur und des Freizeitangebotes seien erreicht worden, wie der 1. Beigeordnete Christian Große vor dem Rundgang erläuterte. 29,4 Millionen Euro Städtebaufördermittel und 5,3 Millionen Eigenanteile der Stadt sind seit 1993 in die Sanierung geflossen. Davon seien 86 Prozent der Gebäude, aber auch die Infrastruktur – angefangen von Straßen, Plätzen bis hin zum Inselrundweg und den Grünanlagen – saniert worden. Städtebauliche Missstände wie beispielsweise am früheren Busdepot oder am Mühlenberg wurden mit einer altstadtgerechten Bebauung und Erschließung beseitigt. Die Stadt selbst setzte Akzente mit der Sanierung des Schützenhauses oder zuletzt des Lindowschen Hauses, in dem sich die Tourist-Information und der Bürgerservice befinden.
Christian Große räumte ein, dass bei allen Erfolgen auch noch Herausforderungen bestehen, beispielsweise bei der Belebung des Marktplatzes und bei der Zugänglichkeit der Altstadt für Menschen mit Behinderung. Hier wird aktuell an Konzepten und Lösungen gearbeitet. Auch über die Sicherung des Erreichten nach dem Abschluss der Sanierungssatzung wird nachgedacht, wobei die Eigentümer nicht untätig sind. Erste Fassaden, die in den 1990er-Jahren rekonstruiert wurden, haben schon wieder einen neuen Anstrich bekommen.
Die Stadt selbst nimmt beispielsweise Teile des Inselrundwegs oder die Inselbrücke ins Visier, die 30 Jahre nach ihrer Sanierung in den kommenden Jahren einer Überholung bedürfen. Auch zur Frage der Bewertungskommission, wie die Wahrung der besonderen Eigenarten der Altstadt für die Zukunft festgeschrieben werden können, gab es eine Antwort: Die Fortschreibung der Gestaltungssatzung zum Schutz der vorhandenen Gestalt der Gebäude und Anlagen steht Anfang des kommenden Jahres auf der Tagesordnung.
Zum Abschluss der Sanierung werden Anfang nächsten Jahres dauerhafte Stelen in der Altstadt aufgestellt, auf denen in Form eines Rundgangs über die Geschichte von Gebäuden und deren Wiederherstellung nach der Wende informiert wird. Sie werden mit einem Digitalen Stadtrundgang https://intocities.com/werder/tour im Internet verbunden. Außerdem ist gerade die Broschüre „Werder im Wandel“ erschienen, in der auf 50 reich illustrierten Seiten Leistungen der Altstadtsanierung veranschaulicht werden.
Die Broschüre wird noch in diesem Jahr an alle Haushalte im Sanierungsgebiet verteilt. Sie ist außerdem kostenlos in der Tourist-Information am Plantagenplatz 9 erhältlich.
Foto: https://intocities.com